NATS vs MQTT: Was passt besser im Unified Namespace (UNS)

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Im industriellen IoT, insbesondere im Kontext des Unified Namespace, ist die Auswahl des richtigen Nachrichtenprotokolls von entscheidender Bedeutung. Dabei sind MQTT und NATS zwei prominente Optionen. Beide Protokolle gehören zu den wichtigsten Messaging-Technologien für moderne OT/IT-Architekturen, verfolgen jedoch unterschiedliche technische Ansätze. Während MQTT seit Jahren als zuverlässiger Standard für die Geräte- und Shopfloor-Kommunikation etabliert ist, positioniert sich NATS als hochperformante, Cloud-native Alternative für skalierbare Edge-, Factory- und Enterprise-UNS-Strukturen. Dieser Artikel vergleicht NATS vs MQTT im industriellen Einsatz und zeigt, welches Protokoll sich für welchen UNS-Anwendungsfall am besten eignet.

 

Messaging Technologien im Unified Namespace (UNS)

Ein Unified Namespace (UNS) ist eine datenzentrisches Architekturkonzept, welches den durchgängigen Datenaustausch zwischen OT-Geräten und IT-Anwendungen ermöglicht. Alle relevanten Fertigungsdaten werden hierbei in einem gemeinsamen Namespace mit einheitlicher Struktur und Namenskonvention verfügbar gemacht. Dies vereinfacht den standort- und systemübergreifenden Zugriff erheblich. Als Nachrichtenprotokoll kommen in der Produktion dafür typischerweise MQTT- oder NATS-basierte Systeme zum Einsatz. Beide Protokolle verfolgen einen ähnlichen Grundansatz, unterscheiden sich jedoch in wichtigen technischen Details.  

NATS vs MQTT

 

Grundlagen von NATS (Neural Autonomic Transport System)

NATS ist ein offenes, leichtgewichtiges und äußerst performantes Messaging-System für verteilte Anwendungen. Ursprünglich von Derek Collison entwickelt, wird es heute als CNCF-Projekt weiterentwickelt. NATS zeichnet sich durch einen minimalistischen Kern aus: Der Broker läuft als einzelne, ca. 15 MB kleine Binärdatei ohne externe Abhängigkeiten. Dieses schlanke Design vereinfacht Deployment und Wartung erheblich. Trotz seiner Simplizität unterstützt NATS mehrere Kommunikationsmuster – neben Publish/Subscribe auch Request/Reply und Point-to-Point – und ist daher vielseitig einsetzbar. Aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit und Skalierbarkeit wird NATS bisweilen als aufstrebende Messaging Technologie für das IIoT bezeichnet und bereits von vielen Unternehmen (z.B. Volvo, Schaeffler) produktiv genutzt. Standardmäßig liefert der NATS-Core Nachrichten mit “at most once” Semantik aus (maximal einmal, ohne Zustellgarantie), was ultrageringe Latenzen ermöglicht. Für Anwendungsfälle, die eine garantierte Zustellung oder Persistenz erfordern, bietet das erweiterte NATS JetStream Modul zusätzliche Funktionen (z.B. Speicherung von Nachrichten, Acknowledgements und Replay). Weitere Informationen finden Sie hier.

Grundlagen von MQTT (Message Queuing Telemetry Transport)

MQTT ist ein leichtgewichtiges Messaging-Protokoll, das speziell für instabile Netzwerke mit geringer Bandbreite und hoher Latenz entwickelt wurde. Heute ist MQTT ein offener OASIS-Standard und seit 2016 auch ISO-Standard (ISO/IEC 20922). MQTT hat sich aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Einfachheit schnell zum De-facto-Standard im IoT und besonders im industriellen IoT entwickelt. In modernen Fabriken bildet MQTT oft das Rückgrat für den Austausch von Echtzeitdaten aus OT- und IT-Systemen. Typische MQTT-Broker unterstützen Funktionen wie Quality of Service (QoS)-Stufen für garantierte Zustellung und Retained Messages (vom Broker gespeicherte letzte Nachrichten je Topic), um auch bei temporär offline befindlichen Clients den Datenzustand vorzuhalten. Diese Mechanismen sorgen für eine zuverlässige Kommunikation zwischen Geräten und dem Broker, selbst unter schwierigen Netzwerkbedingungen. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

1. NATS vs MQTT: Einsatzgebiete und Architektur

MQTT: Wurde für ressourcenbeschränkte Umgebungen entworfen und ist daher ideal im OT-Bereich: remote Sensoren, eingebettete Geräte oder Maschinensteuerungen mit limitierter Bandbreite profitieren von MQTTs geringem Protokoll-Overhead. In klassischen IoT-Anwendungen – etwa verteilte Sensor-Netzwerke oder Smart Devices – sorgt MQTT durch seine Einfachheit für zuverlässige Übertragung auch bei instabilen Verbindungen. Ein UNS auf MQTT-Basis spielt seine Stärken vor allem dann aus, wenn viele Endgeräte in der Produktion direkt angebunden werden sollen und Netzwerkunzuverlässigkeit ein Thema ist.

NATS: Ist konzipiert für moderne, datenintensive Anwendungen, die höchste Leistung erfordern. NATS glänzt als universelles Messaging-System in Edge oder Cloud-nativen Architekturen, Microservices-Umgebungen und überall dort, wo sehr große Nachrichtenmengen in Echtzeit bewegt werden. In einem UNS-Kontext eignet sich NATS insbesondere für Hybrid-Szenarien, die eine Brücke zwischen der Fabrikhalle und Cloud-Services schlagen: Die geringe Latenz und hohe Durchsatzrate von NATS kommen z.B. bei Echtzeitanalysen oder der Anbindung von Big-Data-Infrastruktur zum Tragen.

 

2. Messaging-Muster

MQTT: Setzt vollständig auf das Publish/Subscribe-Muster. Daten werden in hierarchischen Topics veröffentlicht, und abonnierte Clients erhalten die entsprechenden Nachrichten. Diese Entkopplung über einen Broker ist äußerst effektiv für IoT-Szenarien, in denen viele verteilte Geräte mit minimaler Abstimmung miteinander kommunizieren müssen. Alle Teilnehmer (Sensoren, Maschinen, Apps) agieren als MQTT-Clients zum zentralen Broker und tauschen Ereignisse asynchron aus.

NATS: Unterstützt ebenfalls Publish/Subscribe, darüber hinaus aber auch weitere Muster wie Request/Reply (synchrones Anfrages/Antwort-Verhalten) und Point-to-Point-Nachrichtenversand. Diese zusätzliche Flexibilität erlaubt es, NATS nicht nur als reinen Datenverteiler, sondern auch für Service-Orchestrierung und Microservices zu nutzen. In einem UNS kann NATS somit neben der reinen Datendistribution auch für gezielte Anfrage/Antwort-Kommunikation zwischen Services eingesetzt werden. Dies ist mit MQTT nicht möglich.

 

3. NATS vs MQTT: Leistung und Skalierbarkeit

MQTT: MQTT ist sehr skalierbar in Bezug auf die Anzahl der angeschlossenen Clients: Moderne Broker unterstützen tausende bis Millionen gleichzeitiger Verbindungen und verteilen insbesondere viele kleine Nachrichten sehr effizient bei niedriger Latenz. ABER: Die horizontale Skalierung bzw. das Clustering ist nicht Teil des MQTT-Standards, sondern wird von den Herstellern (HiveMQ, EMQX, VerneMQ, Mosquitto-Cluster usw.) proprietär und jeweils unterschiedlich als Zusatzfunktion implementiert. Damit ist ein MQTT-Cluster kein verteilter Broker, sondern eine Gruppe koordinierter Einzelinstanzen – und häufig ein kostenpflichtiges Enterprise-Feature. Ein MQTT-Cluster besteht daher immer aus synchronisierten Einzelbrokern und kann, je nach Produkt, eine oder mehrere der folgenden Funktionen umfassen:

  • Replikation von Sessions
  • Replikation von Subscriptions
  • Synchronisierung von Retained Messages
  • Load Balancing über mehrere Broker
  • State-Sharing

NATS: NATS wurde für extremen Durchsatz und minimale Latenzen entworfen. Benchmarks zeigen Millionen von Nachrichten pro Sekunde bei Mikro- bis niedrigen Millisekunden-Latenzen. Der große Vorteil ist dabei: Während MQTT beim Clustering auf proprietäre Erweiterungen angewiesen ist, ist horizontale Skalierung bei NATS nativ im Open-Source-Core implementiert. Ein NATS Cluster verhält sich wie ein einziger verteilter Broker, und ein NATS Supercluster verbindet mehrere Cluster zu einem globalen, föderierten Namespace. Dadurch skaliert NATS architektonisch deutlich sauberer und eignet sich ideal für Factory- und Enterprise-UNS-Strukturen.

 

 

NATS bietet zwei native Cluster Mechanismen

  1. NATS Cluster – ein einziger verteilter Broker: Ein NATS Cluster besteht aus mehreren Servern, die sich wie ein einziger logischer Broker verhalten. Ein NATS-Cluster ist ein echter verteilter Broker – nicht mehrere Einzelinstanzen. Dazu gehören:
    • gemeinsamer globaler Namespace
    • Shared State / Meta-Cluster
    • clusterweite Kenntnis ALLER Subscriptions
    • automatisches Routing
    • Load Balancing auf Nachrichtenniveau
    • optional: gemeinsamer JetStream für Persistenz
  2. NATS Supercluster – globales intelligentes Datennetzwerk: Ein NATS Supercluster verbindet mehrere NATS Cluster über Standorte, Netzwerke oder Cloud-Grenzen hinweg. Damit verhält es sich wie ein globaler, selbstoptimierender UNS-Datenbus. Er bietet:
    • föderierte Domains für mehrere Werke/Regionen
    • globalen Namespace
    • Gateway-Routing über WAN/Cloud
    • hocheffizientes Subject-Routing („only send when needed“)
    • Multi-Region-, Multi-Cloud- und Multi-Factory-Federation

 

Zusammenfassung Skalierbarkeit

Aspekt NATS Cluster / Supercluster MQTT Clustering
Standardisiert? Ja – Clustering & Superclustering sind Teil des offenen NATS-Kerns Nein – vollständig herstellerabhängig (HiveMQ, EMQX, VerneMQ, Mosquitto-Cluster)
Architektur Ein verteilter Broker (Cluster) + föderiertes Multi-Cluster-Netzwerk (Supercluster) Mehrere logisch getrennte Broker, die über proprietäre Mechanismen synchronisiert werden
Routing Intelligentes Subject-Routing („only send when needed“), Subscription Awareness Topic-Routing je nach Broker; häufig Broadcast- oder Hash-basierte Verteilung
State Handling Vollverteilt durch Meta-Cluster & JetStream (optional persistent und repliziert) Brokerabhängig: Session-, Retain- und Subscription-Replikation nicht einheitlich unterstützt
Skalierung Native horizontale Skalierung, Multi-Werk, Multi-Region, Multi-Cloud Horizontal skalierbar, aber komplex und proprietär; oft Enterprise-Feature
Globaler Namespace Ja – vollständig integriert durch Supercluster-Föderation Nein – nur über manuelle Bridges oder Hersteller-Replikation
WAN / Multi-Site Nativ optimiert (Gateways, Federation, WAN-Routing) Nicht im Standard definiert; Multi-Site meist eingeschränkt oder unzuverlässig
Multi-Tenancy Native Accounts, Berechtigungen und Subject-Isolation Nur in wenigen Enterprise-Brokern vorhanden; nicht standardisiert
Federation Voll integriert: Cluster ↔ Supercluster Federation über Gateways Nicht nativ; nur über Bridges oder Broker-spezifische Replikation

 

4. NATS vs MQTT: Sicherheit

MQTT: Setzt primär auf klassische, einfach handhabbare Security-Mechanismen: TLS-Verschlüsselung, Benutzername/Passwort und häufig ACLs pro Topic. Viele Broker bieten zudem Unterstützung für x.509-Zertifikate. Insgesamt ist die Sicherheitskonfiguration eher standardisiert und schnell einsatzbereit.

NATS: Unterstützt ebenfalls TLS, geht aber deutlich weiter: Es bietet mehrere parallele Authentifizierungsmodelle (u. a. Tokens, Nkeys, JWTs) und mit dem integrierten Accounts- und Operator-Modell eine viel granularere, hierarchische Sicherheitsarchitektur. Damit ermöglicht NATS komplexe Mandantenstrukturen und feinste Berechtigungs­kontrolle. Dies eignet sich besonders für große, verteilte oder stark regulierte Architekturen.

 

5. Nachrichtenzustellung und Zuverlässigkeit

MQTT: MQTT stellt verschiedene Quality of Service Stufen bereit (QoS 0, 1 und 2), um je nach Anwendungsfall eine garantierte Zustellung von Nachrichten sicherzustellen. Bei QoS 1 (“at least once”) garantiert der Broker die Ankunft jeder Nachricht mindestens einmal, bei QoS 2 (“exactly once”) sogar genau einmal. Dies ist wichtig für kritische Daten, die keinesfalls verloren gehen oder dupliziert ankommen dürfen. Außerdem bietet MQTT eingebaute Retained Messages. Dabei speichert der Broker pro Topic die letzte Nachricht und stellt neuen Abonnenten so immer den aktuellen Wert beim Verbindungsaufbau bereit. Damit fungiert MQTT gewissermaßen als Key-Value-Store des aktuellen Anlagenzustands („Current State“).

NATS: NATS ist im Kern auf Fire-and-Forget getrimmt. Ohne Erweiterungen werden Nachrichten ohne Persistenz und ohne Zustell-Quittierung übertragen. Das minimiert zwar Latenz und Overhead, bedeutet aber: Sollte ein Subscriber offline sein, geht die Nachricht verloren (keine automatische Wiederholung). In reinen OT-Umgebungen mit MQTT kann dies problematisch sein – je nach Anwendungsfall erwartet man, dass Broker Nachrichten puffern. NATS bietet jedoch mit JetStream eine Option, Zustellgarantien nachzurüsten: JetStream ermöglicht Persistenz, Acknowledgements und At-Least-Once-Delivery durch dauerhaftes Speichern von Nachrichtenstreams. Zusätzlich erweitert JetStream NATS um einen Key-Value-Store, der – anders als MQTT – neben einem echten Current State auch TTL (Time To Live) und Versioning unterstützt. Dadurch können Werte automatisch nach Ablauf einer definierten Zeit gelöscht oder in ihren historischen Versionen abgerufen werden. Allerdings erkauft man sich diese Zuverlässigkeit mit höherem Ressourcenbedarf und Systemkomplexität: JetStream benötigt Disk/SSD oder entsprechenden RAM und ist auf kleinen Edge-Geräten eher nicht einsetzbar.

 

Zusammenfassung Nachrichteneigenschaften

Nachrichteneigenschaft MQTT NATS (Core + JetStream)
Current State ✔ Retained Messages ✔ Key-Value Store (echter State, inkl. TTL & Versioning)
Historie ✔ Streams (vollständige Event-Historie)
Replay ✔ Wiederholung alter Events möglich
Persistenz begrenzt (1 Retain-Wert) ✔ Streams + Key-Value Store
TTL / Versioning ✔ unterstützt durch KV Store
Offline Clients erhalten Wert ✔ Retain ✔ Persistenz + Replay
Exactly-Once Delivery ✔ QoS 2 ❌ nur „effectively once“, consumer-abhängig
At-Least-Once Delivery ✔ QoS 1 ✔ JetStream (Acks + Persistenz)
At-Most-Once Delivery ✔ QoS 0 ✔ Core (Standardverhalten)
Speicherbedarf für State niedrig (1 Wert pro Topic) höher (Streams & KV benötigen Disk/RAM)
Handling Offline Clients sehr gut (Retain + Session Store) gut mit JetStream, ❌ Core ohne Persistenz
Latenz niedrig (ms-Bereich) sehr niedrig (µs–ms); JetStream etwas höher
Ressourceneinsatz sehr gering (OT-Gerät freundlich) Core gering, JetStream mittel (Edge freundlich)

 

6. NATS vs MQTT: Datenstrukturierung im Namespace 

MQTT: MQTT nutzt strukturierte Topics wie Fabrik1/Halle3/Linie2/MaschineX/Temperatur, die sich gut dazu eignen, Anlagen- oder Datenmodelle logisch abzubilden. Wildcards ermöglichen es, ganze Teilbereiche des Namensraums abzurufen (z. B. alle Temperaturen in Halle 3). Durch die weite Verbreitung in der Industrie haben sich für MQTT-Topic-Strukturen faktische Best Practices etabliert, was in vielen Projekten die Vereinheitlichung des Namensraums erleichtert und die Umsetzung eines gemeinsamen „Datenbaums“ im Unified Namespace unterstützt.

NATS: NATS verwendet Subjects, die funktional ähnlich zu MQTT-Topics sind, z. B. Fabrik1.Halle3.Linie2.MaschineX.Temperatur. Auch hier lassen sich Daten über Wildcards selektiv abonnieren. Da das Subject-Modell frei gestaltbar ist, können Unternehmen dieselben hierarchischen Strukturen nutzen, die sie aus MQTT kennen – lediglich mit einem anderen Trenner. In der Praxis bedeutet das: Ein konsistenter UNS-Namensraum lässt sich in NATS genauso abbilden wie in MQTT, er muss jedoch – wie bei MQTT auch – über interne Naming-Konventionen definiert, dokumentiert und eingehalten werden.

 

7. Standardisierung und Ökosystem

MQTT: Als offizieller ISO-Standard und dank einfacher Integrationsmöglichkeiten hat MQTT eine breite Akzeptanz in der Industrie. Es existiert ein umfangreiches Ökosystem an Bibliotheken, Tools und Best Practices. Führende Automatisierungsanbieter (Siemens, Rockwell, Beckhoff u.a.) sowie zahlreiche IoT-Plattformen unterstützen MQTT bereits nativ. Für Anwender bedeutet dies, dass die meisten OT-Geräte, SCADA-Systeme oder MES sich vergleichsweise einfach an einen MQTT-basierten Unified Namespace anbinden lassen. Die Community und Ressourcen rund um MQTT sind groß.

NATS: NATS ist bislang kein formaler Industriestandard, sondern „nur“ ein CNCF-gepflegtes Open-Source-Projekt. Im traditionellen OT-Umfeld ist NATS daher noch weniger verbreitet. Nur wenige Geräte oder Softwarepakete bieten von Haus aus einen NATS-Connector. Daher ist oft eine zusätzliche Gateway Schicht wie i-flow Edge notwendig, um bestehende Maschinen an NATS anzubinden. Dies kann zwar die Einstiegshürde erhöhen, alerdings genießt NATS in der Cloud-nativen Community stark wachsendes Interesse. Die Community ist Stand heute zwar kleiner als die von MQTT, aber sehr engagiert und treibt kontinuierlich neue Clients und Features voran.

 

NATS vs MQTT: Zusammenfassung

Die folgende Tabelle zeigt die zentralen Gemeinsamkeiten von MQTT und NATS, die beide Protokolle grundsätzlich für einen Unified Namespace geeignet machen.

Bereich MQTT NATS
Architekturprinzip Broker-basiertes Messaging Broker-/Cluster-basiertes Messaging
Publish/Subscribe Unterstützt Unterstützt
Wildcard-Subscriptions Unterstützt (+ und #) Unterstützt (* und >)
Strukturierbarer Namespace Hierarchische Topics („/“) Flache Subjects („.“), frei hierarchisierbar
Verwendung im UNS Geeignet für zentrale Datenräume und Events Geeignet für zentrale Datenräume und Events
TLS-Verschlüsselung Unterstützt Unterstützt
Benutzer/Passwort-Auth Unterstützt Unterstützt
Hohe Skalierbarkeit Viele Geräte (Edge/OT) Sehr hohe Nachrichtenrate (Cloud/Edge)
Open Source Ökosystem Viele Broker & Clients verfügbar CNCF-gepflegtes Projekt, Clients verfügbar

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede von NATS vs MQTT zusammen, insbesondere mit Blick auf Architektur, Leistungsfähigkeit und Einsatz im UNS.

Kategorie MQTT NATS
Primäres Einsatzgebiet OT, Sensorik, ressourcenarme Geräte Edge-fähig, Cloud-native, High-Performance-Pipelines
Messaging-Muster Nur Publish/Subscribe Pub/Sub, Request/Reply, Queue-Groups
Zustellgarantie QoS 0/1/2 für garantierte Zustellung Fire-and-Forget im Core; JetStream für Persistenz & Acks
Aktueller Wert (State) Retained Messages nativ Kein Retain im Core; JetStream oder App-Logik nötig
Security-Features TLS, Benutzer/Passwort, ACLs, x.509 (abhängig vom Broker) TLS, Benutzer/Passwort, Tokens, Nkeys, JWTs, Accounts/Operator-Modell
Skalierungsfokus Viele Geräte, moderater Datendurchsatz Extrem hoher Durchsatz, sehr geringe Latenz
Cluster- / Verbundbetrieb Herstellerspezifische, proprietäre Mechanismen Im Open-Source Core integrierte Cluster- und Föderationsfunktionalität
Echtzeitfähigkeit Gute Latenz Sehr geringe Latenz, geeignet für Echtzeit-Pipelines
Standardisierung / Verbreitung ISO-Standard, sehr weite OT-Verbreitung Kein Industriestandard, weniger OT-native Integrationen
Ökosystem Breit in OT/IIoT (SCADA, MES, PLCs) Breit in Cloud/Microservices, kleiner im OT
UNS-Integration Ideal für Edge-Geräte & stabile OT-Anbindung Ideal für High-Performance Edge-to-Cloud Pipelines

 

Kombination im Unified Namespace (UNS)

Ein optimales Architekturkonzept – besonders in Unified Namespace (UNS) Architekturen – nutzt die Stärken beider Technologien. MQTT als Edge UNS, während NATS das skalierbare Backbone für den farbik- und unternehmensweiten UNS bildet. Damit lassen sich OT-Daten nahtlos und performant durch alle Ebenen eines Unternehmens transportieren.

NATS-MQTT-Unified-Namespace-Architecture

MQTT als Edge UNS

MQTT fungiert in dieser Architektur als Edge UNS, also als semantisch strukturierte Datenebene direkt auf dem Shopfloor. Hierbei integriert der MQTT Broker:

  • Sensoren
  • SPS/Maschinen
  • SCADA
  • Edge-Devices
  • lokale Gateways.

MQTT ist für diese Ebene ideal geeignet, da es: leichtgewichtig ist, geringe Latenzen hat, QoS + Retains und Topic-Hierarchien für stabile OT-Kommunikation bietet und von einigen OT-Systemen (z.B. Sensoren) nativ unterstützt wird. Im Edge UNS werden alle relevanten OT-Daten in einem sauber strukturierten MQTT-Topic-Namespace bereitgestellt. Dies ist die „Single Source of Truth“ für den Shopfloor und die Grundlage für den weiteren Datenfluss in Richtung IT.

 

NATS als Fabrik UNS

Oberhalb des Edge UNS übernimmt NATS die Rolle des Factory UNS. Hier dient NATS als extrem performante, clusterfähige und horizontal skalierbare Event- und Datenbus-Ebene innerhalb des Werksnetzwerks. Bridges synchronisieren MQTT-Daten aus Edge UNS Topic Namespaces in NATS-Subjects. Dabei werden relevante MQTT-Topics werden abonniert, semantisch transformiert und in Factory-UNS-NATS-Subjects publiziert. Die Daten stehen im Factory UNS sofort für:

  • Microservices
  • MES
  • Quality Appliaktionen
  • Produktionsoptimierung
  • KI-Modelle
  • Event-getriebene Verarbeitung zur Verfügung.

Im Factory UNS lassen sich NATS-Cluster einsetzen, die lokale Redundanz sicherstellen und horizontale Skalierung ermöglichen.

 

NATS als Enterprise UNS

Eine Ebene höher dient NATS als Enterprise UNS – dem unternehmensweit skalierten Daten-Backbone. Hier werden die Daten aus allen Werken harmonisiert, verteilt oder global analysiert. Ein Enterprise UNS ermöglicht:

  • übergreifende Produktionsoptimierung
  • globales Asset-Tracking
  • zentrale KI-/ML-Modelle
  • unternehmensweite Audit- und Compliance-Strukturen
  • Integration in Enterprise IT (z.B. ERP)
  • Cloud-Plattformen (AWS, Azure, GCP)
  • Föderation über NATS-Supercluster über Länder/Standorte hinweg

Die horizontale Skalierbarkeit von NATS erlaubt es, mehrere Werke und Cloud-Regionen in einem einzigen Namespace zu verknüpfen – ohne die Last im Shopfloor zu erhöhen.

 

Fazit

Sowohl MQTT als auch NATS haben ihre einzigartigen Stärken, und die Wahl zwischen ihnen hängt letztlich vom spezifischen Anwendungsfall ab. Beim Vergleich NATS vs MQTT zeigt sich: MQTT spielt seine Vorteile aus, wenn eine breite Palette an IoT-Geräten mit begrenzten Ressourcen und wechselhaften Verbindungen eingebunden werden soll – hier bieten der etablierte Standard und die gewährleistete Zuverlässigkeit (QoS, Retains) eine sichere Bank. NATS hingegen überzeugt durch überlegene Performance und Skalierbarkeit in datenintensiven, modernen Anwendungen. In vielen Fällen kann eine Kombination beider Ansätze sinnvoll sein: Beispielsweise MQTT für die Kommunikation auf Geräteebene und NATS für hochfrequente Mikrodienste-Interaktionen in der übergeordneten IT-Schicht. Entscheidend ist, die Anforderungen Ihrer Anwendung genau zu prüfen – insbesondere in Bezug auf Datenvolumen, Echtzeitbedarf, vorhandene Infrastrukturen und Integrationsaufwand. Auf dieser Basis lässt sich das Protokoll (oder die Mischung von Protokollen) auswählen, das den größten Mehrwert für Ihren Unified Namespace bietet.

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