Warum Unified Namespace (UNS) Projekte scheitern

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Der Industrial Unified Namespace (UNS) etabliert sich als führende Datenarchitektur in der produzierenden Industrie. Dennoch gibt es große Herausforderungen bei der Einführung dieses Architekturkonzepts. Technische Hürden lassen sich oft überwinden, doch organisatorische Herausforderungen stellen Unternehmen vor größere Probleme. Warum Unified Namespace (UNS) Projekte in der Praxis scheitern, beleuchten wir im Folgenden anhand der acht häufigsten organisatorischen Fallstricke, die es zu vermeiden gilt.

Warum Unified Namespace (UNS) Projekte scheitern

 

1. Nicht von Unternehmenszielen abgeleitet

Ein maßgeblicher Faktor für das Scheitern der UNS Architektur in der Produktion ist die unzureichende Festlegung klarer Ziele auf Unternehmensebene. Es ist zwar definiert, „Was“ (z.B. i-flow Broker als zentrale Infrastrukturkomponente) und „Wie“ (z.B. über eigene DevOps Ressourcen) der UNS eingeführt werden soll. Jedoch bleibt die wichtigste Frage unbeantwortet: Warum? Inwiefern verfolgt das Unternehmen mit der UNS Architektur übergeordnete Unternehmensziele? Inwiefern beeinflusst die UNS Einführung diese Ziele? Eine mangelnde Ausrichtung auf die übergeordneten Ziele führt zu einem schnellen Abklingen des anfänglichen Hypes, der Motivation und der Priorisierung bei den Mitarbeitern.

 

2. Fehlende Standardisierung von OT Daten

Ein zentrales Hindernis für den Erfolg eines Unified Namespace liegt in der fehlenden Standardisierung von OT-Daten auf Quellsystemebene. In Fabriken existieren unterschiedlichste Maschinen, Steuerungen und Gateways – oft mit individuellen, historisch gewachsenen Datenstrukturen. Diese liefern Daten in proprietären Formaten, mit uneinheitlicher Benennung, uneinheitlicher Auflösung oder sogar ohne semantische Beschreibung. Ohne eine technische Harmonisierung dieser Daten – z. B. durch einheitliche Payload-Formate und ein konsistentes Topic-Mapping – entsteht ein Chaos Namespace anstelle eines UNIFIED Namespace.  Skalierbarkeit ist dann technisch nicht möglich.

Besonders herausfordernd ist die Integration von Bestandsanlagen. Hier braucht es eine klare Integrationsstrategie, etwa über Middleware-Komponenten wie die i-flow Edge, zur strukturellen und semantischen Anreicherung der Rohdaten. Ziel ist es, Maschinen- und Steuerungsdaten bereits vor dem Eintrag in den UNS technisch zu normalisieren – unabhängig vom Hersteller oder Modell.

 

3. Mangel an Ressourcen & Budget für die Dateninfrastruktur

Warum Unified Namespace (UNS) Projekte scheitern? Fehlende finanzielle Mittel, unzureichendes Fachpersonal und Kapazität sind Killer für die Einführung einer UNS Architektur. Ohne Ressourcen, kein langfristiger Erfolg! Die Definition eines Projektleiters ist nicht ausreichend! Vielmehr müssen Unternehmen neue Verantwortlichkeiten und Rollen definieren, um eine nachhaltige UNS Architektur aufzubauen. Basierend darauf ist es entscheidend, angemessene Budgets zu allokieren, um diese Positionen mit Experten zu besetzen und die Experten mit den erforderlichen Werkzeugen auszustatten (z.B. für die Dateninfrastruktur).

 

4. Zu Technologie fokussiert

Ein häufiges Dilemma besteht darin, dass Unternehmen sich in technischen Details verlieren, anstatt ihre ohnehin knappen Ressourcen auf das Wesentliche zu richten. Während die Prozessoptimierung auf Basis von Daten im Fokus stehen sollte, beschäftigen sich die meist ohnehin knappen Ressourcen mit der Implementierung der UNS Infrastruktur. Komponenten zur Datenspeicherung, -verarbeitung, -verteilung und -visualisierung sind zwar essenziell, allerdings lediglich Mittel zum Zweck.

Was dabei oft übersehen wird: Der tatsächliche Mehrwert entsteht nicht durch die Architektur an sich, sondern durch ihre Nutzung in konkreten Anwendungsfällen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit den Use-Case-Verantwortlichen entscheidend – etwa mit Produktionsleitern, Energiemanagern oder Instandhaltungs-Teams. Nur sie wissen, welche Daten im Alltag wirklich gebraucht werden, wie diese interpretiert werden müssen und welche Prozesse damit verbessert werden sollen. Ohne diesen Dialog bleibt das UNS eine technische Plattform ohne echten Nutzen – und verfehlt damit sein eigentliches Ziel.

 

5. Fehlendes Commitment in der Führungsebene

Eine weitere Ursache für das Scheitern der UNS Architektur in der Produktion ist die fehlende Priorisierung auf Führungsebene. Ohne klares Commitment, gewährt die Führungsebene lediglich den notwendigen Freiraum. Dies führt mittelfristig zu fehlender Priorisierung und Ressourcen, was der nachhaltigen Einführung schadet. Die Führungsebene muss die Bedeutung von Daten sowie der UNS Architektur für den künftigen Unternehmenserfolg erkennen, aktiv fördern und ihre Relevanz für die Unternehmensziele kommunizieren.

 

6. Culture eats Unified Namespace (UNS) for breakfast

Datenkultur bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Organisation Daten wahrnimmt, nutzt und schätzt, um informierte Entscheidungen zu fördern. Insbesondere auf dem Shopfloor kommt es auf Zusammenarbeit und die Einbindung aller Mitarbeiter an. Ohne die aktive Einbindung der Mitarbeiter auf sämtlichen Hierarchieebenen ist die Realisierung von Datenprojekten – und damit auch die Einführung eines UNS – zum Scheitern verurteilt. Ein gut organisierter Veränderungsprozess und die Schaffung einer „Datenkultur“ hingegen steigert die Erfolgsaussichten erheblich.

 

7. Fehlende Security- und Governance Integration

Warum Unified Namespace (UNS) Projekte scheitern? Sicherheit ist kein optionales Add-on. Sobald Daten im Unified Namespace bereitgestellt werden, müssen grundlegende Security-Anforderungen berücksichtigt werden: Dazu gehören Zugriffskonzepte, Verschlüsselung und Backup-Strategien. Dies gilt besonders bei verteilten standortübergreifenden Architekturen, bei denen der Schutz der Daten integraler Bestandteil der Gesamtarchitektur sein muss. Ebenso essenziell ist die Etablierung klarer Governance-Strukturen. Ohne zentrale Vorgaben für die Standardisierung, Benennung und Strukturierung von Topics, Payloads und Datenmodellen ist eine skalierbare UNS-Architektur kaum realisierbar. In der Praxis führt fehlende Governance schnell zu Wildwuchs – mit inkonsistenten Topic-Strukturen, unklaren Payload-Formaten und redundanter Datenhaltung. Ein konsistentes Datenmodell, z. B. durch Namenskonventionen und gemeinsame Taxonomien, ist eine Grundvoraussetzung für Wiederverwendbarkeit und Skalierung.

Diese Erkenntnis ist nicht neu: Bereits der „Data Lake Hype“ hat gezeigt, wie fehlende Governance vielversprechende Architekturen in unkontrollierbares Datenchaos verwandeln kann. Weitere Informationen finden Sie hier. Kurz gesagt: Ohne Security kein Vertrauen – und ohne Governance keine Skalierung. 

 

8. Fehlende Klarheit über Rollen, Zuständigkeiten

Ein häufig übersehener, aber zentraler Erfolgsfaktor für UNS-Projekte ist die klare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten. In der Praxis fehlt es oft an einer strukturierten Governance auf Organisationsebene: Wer verantwortet die Struktur des Namespaces? Wer pflegt Topic-Konventionen und Datenmodelle? Wer priorisiert neue Anforderungen aus den Fachabteilungen? Besonders in großen Unternehmen mit verteilten Werken und hybriden IT-/OT-Teams führt diese Unklarheit schnell zu Inkonsistenzen, Parallelstrukturen oder Projektstillstand. Damit der UNS langfristig funktioniert, braucht es klar definierte Zuständigkeiten:

  1. Produktionsnahe Rollen wie Instandhaltung, Automatisierung oder Werks-IT sollten für die Datenbereitstellung an der Maschine verantwortlich sein – also z. B. für die Auswahl der relevanten Signale und deren technische Qualität.
  2. Zentrale IT- oder Digitalisierungsteams sollten die Verantwortung für die übergreifende Datenarchitektur, die zentrale Topic-Struktur und die Plattformkomponenten übernehmen.
  3. Zusätzlich braucht es koordinierende Rollen wie z. B. einen UNS-Verantwortlichen (Namespace Owner) oder Domänenansprechpartner, die als Brücke zwischen OT und IT agieren, den Überblick behalten und Use-Cases priorisieren.

 

Fazit

Um die genannten Fallstricke zu vermeiden, ist eine sorgfältige Planung entscheidend. Dazu gehören klare Governance-Mechanismen, die aktive Einbindung der Mitarbeiter und regelmäßige Überprüfungen des Fortschritts, um Anpassungen vornehmen zu können. Lesen Sie unser Whitepaper für mehr Informationen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Einführung eines UNS nicht als einmaliges Projekt betrachtet werden sollte, sondern vielmehr in die Organisationsstruktur überführt werden muss. Nur so gelingt der langfristigen Erfolg!

Über i-flow: i-flow ist ein Unternehmen für industrielle Software mit Sitz in Süddeutschland. Wir bieten produzierenden Unternehmen die weltweit intuitivste Software zur Vernetzung von Fabriken. Täglich über 400 Millionen Datenoperationen in produktionskritischer Umgebung demonstrieren nicht nur die Skalierbarkeit der Software, sondern auch das tiefe Vertrauen, das unsere Kunden in i-flow setzen. Unser Erfolg basiert auf enger Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern weltweit, darunter namhafte Fortune-500-Unternehmen und Branchenführer wie Bosch.

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